In dieser Lektion lernst du die て-Form von Verben kennen. Diese Form erlaubt es, ein Verb mit anderen Wörtern zu verketten. Hierdurch kann eine Art Befehlsform dargestellt werden, oder man jemanden bitten, etwas zu tun. Außerdem zeigt es, dass man etwas im aktuellen Moment tut, oder kann als ein „und“ oder „deshalb“ fungieren. Deshalb sprechen wir bei der て-Form von einem Multitool.
Bevor wir uns den unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten der て-Form etwas mehr im Detail widmen und Beispiele nennen, erfährst du erstmal, wie du die Form bilden kannst. Wenn du die Vergangenheitsform von Verben bereits verinnerlicht hast, musst du übrigens nichts neues mehr lernen.
Wie man die て-Form bildet
Die て-Form hat eine Besonderheit im Verglich zu anderen Formen von japanischen Verben: Sie bildet sich exakt gleich wie die た-Form (Vergangenheitsform), aber eben mit て. Aber sehen wir uns dies in aller Kürze im Detail an:
Bei Ichidan-Verben bedeutet dies, dass du die letzte Silbe der Wörterbuchform des Verbs (る) einfach nur mit て ersetzen musst. Aus dem Wort für essen wird also aus たべる -> たべて. Mit Ichidan-Verben sind wir also schon fertig 😉
Nun zu den Godan-Verben. Hier ist es leider so, dass die た-, bzw. Vergangenheits-Form die schwierigste zu lernen war, weil die neue Wortendung von der letzten Silbe abhängt. Die schlechte Nachricht ist, dass dies auch bei der て-Form der Fall ist. Die gute Nachricht ist dafür, dass die Endungen sich identisch zur た-Form verhalten, nur eben mit て statt た.
Genauer heißt das, die Verb-Endungen う, る, oder つ, werden zu って. Aus く & ぐ wird respektiv いて & いで. ぬ, ぶ oder む zu んで. Und zuletzt, aus す wird して.
Hier folgt eine Tabelle, welche dir von der た-Form bekannt vorkommen sollte:
Endung | Wird ersetzt durch | Beispiel |
う つ る | って | おそう: おそって そだつ: そだって おどる: おどって |
ぬ ぶ む | んで | しぬ: しんで はこぶ: はこんで このむ: このんで |
く ぐ | いて いで | まねく: まねいて いそぐ: いそいで |
す | して | かくす: かくして |
Wir wollen an dieser Stelle ein letztes Mal betonen: Die て-Form bildet sich identisch zur た-Form, nur eben mit て statt た.
Die Verwendung der て-Form ist auch dann mit der von た identisch, wenn die Verbformen kombiniert werden.
Wie man die て-Form verwendet
Nun tauchen wir ein bisschen in der unterschiedlichen Verwendungen der て-Form ein.
Sagen, was man jetzt im Augenblick tut
Im Japanischen gibt es erstmal nur zwei Zeitformen und diese werden durch das Verb ausgedrückt. Ist das Verb in der Vergangenheitsform geschrieben, bezieht sich die Handlung auf die Vergangenheit. Dies wird zusätzlich durch Worte wie „Gestern“ oder „Letzte Woche“ deutlich, grammatikalisch wird aber nur das Verb benötigt.
Verwendet man nicht die Vergangenheitsform, so gibt es grammatikalisch keine bestimmte Zeit. Verben haben keine andere Konjugation, egal ob man etwas jetzt gerade oder in der Zukunft macht. Ob sich ein Satz auf den aktuellen Moment, die nahe Zukunft, oder gar auf ein anderes Jahr bezieht, wird nur durch andere Wörter im Satz wie „Morgen“ oder „Nächste Woche“ klar.
Nun kommen wir zu einer Ausnahme davon: Mit der て-Form kann ein Verb angeben, dass man die Handlung jetzt gerade, im Moment der Konversation ausführt. Hierfür müssen wir ein kleines bisschen Vorgreifen, denn diese Nutzung der て-Form basiert auf der Verkettung mit einem anderen Verb. Die normale Verkettung kommt später dran.
Erstmal wollen wir das deutsche Äquivalent dieser Nutzung aufzeigen. Der Satz „Ich renne“ lässt wie im Japanischen offen, ob man es in dieser Sekunde tut, allgemein, oder in der Zukunft. Zumindest ohne weitere Worte, die den Kontext aufzeigen. Willst du sagen, dass du zur jetzigen Sekunde rennst, kannst du „Ich bin am rennen“ sagen. Hier verwenden wir im Deutschen das Hilfsverb „bin“, also ein Wort für „sein“.
Nun zur Enthüllung, wie dies auf Japanisch klingt: „(わたしは)はしって いる„. いる ist das Verb „sein“ und anders als im Deutschen immer gleich, egal ob man von ich, du, sie, etc redet. Stell dir hier die て-Form wie einen Kleber vor, zwischen dem Wort für rennen und dem für sein. Herauskommt: (am) rennen sein. Diese Schreibweise zeigt eindeutig, dass man die Handlung „rennen“ im aktuellen Moment tut. Hier kann es nicht mehr zur Verwirrung führen, ob die Handlung in der Zukunft passiert, denn sie findest im Moment des Gesprächs statt.
Wirst du während dem Kochen angerufen, kannst du also sagen: „ばんごはんを して いる“ ([Ich] bin am Abendessen machen). して, das Wort für machen/tun ist übrigens ein irreguläres Verb, welches wir genauer in einer anderen Lektion behandeln.
Mit der て-Form Worte verketten
Wir hatten im letzten Abschnitt schon kennengelernt, dass man die て-Form nutzen kann, um ein Verb mit いる zu verketten. Hierdurch kannst du ein Verb mit dem Wort für „sein“ verketten um zu sagen, dass etwas im aktuellen Moment passiert. Diese Verkettung funktioniert auch mit anderen Worten, hat dann aber eine andere Bedeutung.
Genauer geht es darum, von zwei oder mehr Handlungen zusammen zu reden und deren Ablauf darzustellen. In diesem Fall kann man zum Beispiel sagen, „Ich renne nach Hause und ruhe ich mich dann aus“: いえに はしって やする. In diesem Fall kannst du die て-Form wie ein „und“ lesen und mehrere Verben im selben Satz unterbringen.
Hier können Übersetzungen aber auch abweichen, weil die て-Form nicht nur als „und“, sondern auch als „deshalb“ interpretierbar ist. Der Genannte Satz kann auch so übersetzt werden: „Ich renne nach Hause, deshalb ruhe ich mich (danach) aus“. Man kann den Satz auch andersherum übersetzen: „Ich ruhe mich (nachher) aus, weil ich nach Hause rennen werde“. Es wird durch die て-Form also eine Abfolge zwischen den Verben aufgebaut. Je nach Situation kannst du diese als zusammenhangslose und-Verkettung betrachten, oder auch als eine logische Abfolge, bzw. Begründung für diese Abfolge.
Bitten und Befehle
Zuletzt kannst du die て-Form nutzen, um jemanden um etwas zu bitten, oder zu etwas aufzufordern. Dies ist tatsächlich die einfachste Verwendung der Form und beide Variante, die Bitte und der Befehl, sehen fast identisch aus 🙂
Um jemanden um etwas zu bitten, kannst du die て-Form des Verbs bilden und den Satz mit くれ beenden – einem Wort für „Bitte“ mit niedriger Höflichkeitsform. Willst du sagen „Iss bitte auf!“, kannst du „たべて くれ“ (essen, bitte) sagen.
Willst du dies mit einem höflicheren Ton machen, kannst du vor der て-Form, die Höflichkeitsform des Verbs bilden und statt くれ, das formellere ください verwenden: „たべまして ください„. Wie du siehst bildest du die kombinierte Form mit て, genauso wie mit た.
Und wie machst du daraus einen Befehl, bzw. eine Aufforderung? Du lässt einfach das Wort „Bitte“ weg: たべて, ohne das くれ dahinter bedeutet einfach nur: „Iss!“. Nur weil etwas ohne Bitte gesagt wird, muss es nicht als unhöflich vor Fremden sein und so kannst du weiterhin die Höflichkeitsform verwenden: „のみまして“ (Trink!).
Diese Ausprägung der て-Form ist wie du siehst, besonders einfach zu lernen, aber sehr wichtig.
Aber nun erstmal genug zu Verben! Wenn du dich bereit fühlst kannst du damit beginnen, dir Adjektive genauer anzuschauen.